Heute ist der 9. Oktober und damit jährt sich die große Demonstration durch Leipzig zum 31. Mal. Wahrscheinlich wird es heute, Covid-19 zum Trotz, wie immer eine PR-Veranstaltung in der Leipziger Innenstadt geben. Ich weiß es nicht, ich fand das schon immer unangebracht und obszön oberflächlich.
Heute jährt sich auch der antisemitische Anschlag von Halle, dem vor einem Jahr zwei Menschen zum Opfer gefallen sind. Antisemitismus ist in deutschen Debatten weiterhin immer nur ein Problem „der Anderen“ und damit bewegt sich alles in unschöner deutscher Tradition.
In just diesem Moment wird das Berliner Hausprojekt Liebig34 geräumt. Das ist insofern relevant, und ich wusste das bisher auch nicht, als dass die Liebig34 wie auch das Hausprojekt in der Rigaer Relikte der Wendezeit sind. In einem Interview in der Berliner Zeitung erklärt der Berliner Stadtsoziologe Andrej Holm die Hintergründe. Es ist eine bittere Pointe, dass die Räumung also gerade heute stattfindet. Dreißig Jahre später werden die letzten Reste weggefegt.
Wenig überraschend dient das der Generation „Wir sind der Osten“ nur noch als Vorlage für einen Witz.
Nebenbei, für die Räumung werden bis zu 5000 Polizisten eingesetzt. Für den Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht, sind schon ein paar Polizisten zum Schutz der Synagoge in Halle in Problem. Fin.