Leipzig, Anfang September 2023

Erste Streifzüge mit meiner neuen analogen SLR Yashica FX-3. Manuell, mechanisch, mehr oder weniger unverwüstbar. Entwickelt und gescannt von onfilmlab.

Warum analoge Fotografie?

Damit ich das Handy aus der Hand lege.

Das ist die einfachste und direktes Antwort auf die Frage, warum ich mich dem alten Medium Kleinbildfilm zuwende. Und sie mag einfältig klingen. Immerhin bin ich doch erwachsen und sollte mich insoweit unter Kontrolle haben, nicht ständig auf das Mobiltelefon zu starren. So einfach ist es dann also auch nicht.

Leipzig, Sep 2023 * Film: Kodak Ultramaxx 400 * Kamera: Yashica FX-3

Klar, das iPhone macht inzwischen tolle Fotos, die für mich eigentlich reichen würden, aber so sehr ich auch versuche, nur beim Fotografieren zu bleiben, wenn ich unterwegs oder mit jemand anderes verreist bin, ist alles andere am Gerät doch eine permanente Versuchung, aus dem Moment zu verschwinden und einer Nachricht, einer Notification zu folgen. Und plötzlich bin ich nicht mehr an dem Ort und in dem Augenblick, den ich toll finde, den ich gerne sehe, den ich erinnern möchte. Sondern auf Instagram und checke wieviele Likes ich in den letzten 5 Minuten für das gerade hochgeladene Bild erhalten habe.

Aber Marcel, dann hol dir doch eine moderne Digitalkamera XY! Tja, das stimmt schon. Aber wie so viele andere Dinge, sind digitale Kameras mit den Features, die ich haben möchte (analoge Ästhetik direkt aus der Kamera), seit einiger Zeit in Preisregionen entschwunden, die für „ich laufe rum und fotografiere, was mir gefällt“ Amateure wie mich nicht zu rechtfertigen sind. Dazu habe ich keine Lust, mir die Ästhetik mit viel verbrauchter Zeit in der Nachbearbeitung zu holen. Ich will fotografieren und nicht mehr Zeit als nötig vor dem Bildschirm sitzen. Analoge Spitzenkameras (oder was Influencer gerade dafür halten) sind zwar auch durch die Decke gegangen, aber niemand braucht eine Leica oder ein bestimmtes Vintage-Rangefinder-Modell, um ansprechende Bilder zu machen.

Als letzter Grund, und der wurde mir erst jetzt nach den ersten verschossenen Filmrollen klar, stellt sich heraus, dass es keine sofortige Gratifikation gibt, nachdem man ein Bild gemacht hat. Ich drücke ab und es gibt kein Display, dass mir sofort das Ergebnis zeigt, auf dem ich durch meine ganzen Aufnahmen durchscrollen kann, während ich das Ummichherum vergesse. Klick, aufblicken, weitergehen. Es ist sehr angenehm. Wenn man mit anderen unterwegs ist, ist man nicht permanent in der eigenen Welt.

Farewell, Yashica Electro35 G

Von jetzt auf gleich in einem Museum in Kopenhagen wollte der Belichtungsmesser nicht mehr messen. Batteriewechsel brachte keine Änderung und das Geräusch beim Spannen des Abzugs war nun eher ein Klack als ein Klonk. Das Pad of Death hat wohl zugeschlagen. Die Kamera auf einen Schlag kaum nutzbar.

Ein dumme Situation mitten im Urlaub. Zum Glück gibt es in Kopenhagen One of many Cameras, einen Laden spezialisiert auf gebrauchte analoge Kameras und Equipment. Bei guter Musik (wirklich guuuuute Musik \m/) erklärte ich mein Problem und fand schnell einen guten Ersatz, die Petri7s im Beitragsbild. Vielleicht nicht ganz so classy wie die Yashica, aber rein mechanisch und manuell nutzbar. Und eine frische Wartung hat sie auch erhalten.

Die Yashica werde ich hoffentlich in geschickte Hände abgeben können, die sich gerne die Mühe der Reparatur machen wollen. Es war leider nur eine kurze gemeinsame Zeit. Bis dahin aber folgen noch ein paar hoffentlich gute Rollen.